Was bisher geschah
Der mit Spannung erwartete 1. Verkauftstag ist da! Es herrscht eine gewisse Nervosität. Funktioniert das neue Kassensystem? Was ist zu tun, wenn falsch getippt wird? Und haben wir nicht viel zuviel Brot bestellt? Um 9 Uhr, wenn der Lieferservice abgeschlossen ist, soll geöffnet werden. Aber schon um 7:15 Uhr, der Lieferwagen der Bäckerei hat gerade seine feine Fracht abgeladen, stehen die ersten Kunden auf der Matte. Wann geht es auf? Kann ich nicht schon mal ein paar Gipfeli haben? Die frischgebackene Ladenleiterin Bahar Wintsch bleibt cool und erbarmt sich der Frühvögel – obwohl es bis 9 Uhr noch Einiges zu tun gibt. Schliesslich soll alles schön und «amächelig» aussehen, wenn die Kunden kommen. Und die kommen dann tatsächlich in grosser Zahl und freuen sich über den neuen Laden, der den Einkauf am Friesenbergplatz massiv aufwertet. Die Gipfeli zumindest, sind schon nach 20 Minuten ausverkauft – wir haben den Frühstückshunger der QuartierbewohnerInnen wohl etwas unterschätzt! Bis am Mittag bleibt dann kaum mehr etwas übrig – grosses Aufatmen, denn genau so soll es sein. Die Bilanz des ersten Verkaufstags: ein voller Erfolg!
Im Anschluss an die 2. Jahresversammlung des Vereins, wird das Band zum neuen Laden feierlich durchnitten – der gemeinschaftlich betriebene Bäckereiladen am Friesenbergplatz 5 ist eröffnet! Freude herrscht! Rund 2 Jahre nach Projektstart wird so eine Vision endlich Realität. Das wird bei bestem Sommerwetter auf dem Friesenberplatz kräftig gefeiert – mit Prosecco vom Piazza-Wirt für die Grossen, Süssmost für die Kleineren sowie gefüllten Zöpfen, herzhaften Jumbo-Baguettes und anderen Leckerein aus der Biobäckerei Lehmann.
Am Samstag 2. Mai um 7 Uhr ist es soweit: Bio-Beck Lehmann fährt am Friesenberg vor. Und schon kurz danach finden die ersten Brotsäcke bei strömendem Regen ihren Weg zu den QuartierbewohnerInnen – geliefert von jungen und älteren freiwilligen Kurieren. Der Erfolg ist überwältigend und auch die Brotqualität kommt an. Als «Verteilzentrale» dient die Gemeindestube der FGZ, wo die Bestellungen zusammengestellt werden – natürlich gemäss dem geltenden Hygiene-Regime. Viele Jugendliche machen mit und vertragen das Brot mit Handkarren, Velos und ausgedienten Babyanhängern – ein richtiges Happening! Während der Sommerferien macht der Lieferservice Pause. Danach soll der Betrieb im zukünftigen Laden am Friesenbergplatz wieder aufgenommen werden.
Homeoffice und Homeschooling sind angesagt. Die Leute sollen zu Hause bleiben. Den Risikogruppen wird empfohlen, nicht mehr einkaufen zu gehen. Das einzige Thema auf allen Kanälen: Corona – und ein Ende der Krise ist nicht absehbar. Das Stimmungsbarometer sinkt. Jetzt braucht es positive Signale: wenn die Leute nicht in die Bäckerei kommen können, kommt die Bäckerei halt zu den Leuten! In Rekordzeit wird ein Konzept für einen samstäglichen Lieferservice entwickelt, das Sortiment geplant und ein Webshop gestaltet und programmiert, wo bestellt und bezahlt werden kann.
Die Welt ist im Ausnahmezustand – der Lockdown macht auch unsere Pläne zu Makulatur. Der Peak der Pandemie wird auf Ende Mai prognostiziert. An eine Eröffnung des Ladens im Juni mit Freiwilligen, viele davon in der Risikogruppe, erscheint uns in dieser Situation als weder realistisch noch zu verantworten. Schweren Herzens verschieben wir die Ladeneröffnung auf September 2020 – in der Hoffnung, dass sich die Situation bis dahin normalisiert haben wird.
Mit der Bio-Holzofen-Bäckerei Lehmann finden wir einen idealen Lieferanten für unser Projekt. Das Angebot übzeugt uns, die Bedingungen stimmen und der Betrieb ist auch sozial engagiert. Die Planung läuft auf Hochtouren: am 5. Mai soll die GV unseres Vereins stattfinden und am 6. Juni der Laden am Friesenbergplatz eröffnet werden.
Der FGZ-Vorstand korrigiert die strittigen Punkte der Bedingungen für die Unterstützung unseres Projekts. Dem Vertrag sollten nun keine Hindernisse mehr im Weg stehen. Wir freuen uns riesig, dass wir nun loslegen und verbindlich planen können. Die Planung von Ausbau und Einrichtung wird nun konkret und die Suche nach einer Person, die inskünftig den Laden und die Freiwilligen koordiniert, beginnt. Mit verschiedenen interessierten Lieferpartnern sind Verhandlungen im Gange.
Der Vorstand der FGZ beschliesst, unser Projekt zu unterstützen. Wir freuen uns sehr über diesen positiven Entscheid – ziemlich genau ein Jahr nach der Lancierung des Projekts. Die finanzielle Unterstützung ist aber an Bedingungen geknüpft, zu denen wir vorgängig keine Stellung nehmen konnten. Teilweise tangieren diese unseren Finanzplan und die geplante betriebliche Organisation. Wir kommen zum Schluss, dass so unser Projekt nicht zielführend umgesetzt werden kann. Um die strittigen Punkte zu klären, wird ein weiterer Antrag an den FGZ-Vorstand nötig – das Projekt verzögert sich einmal mehr. Wir bleiben aber zuversichtlich, im Frühling 2020 den Bäckerladen eröffnen zu können.
Das Sozialdepartement der Stadt Zürich unterstützt unser Projekt mit CHF 12’000 für die Koordination und Durchführung von soziokulturellen Veranstaltungen. In der Begründung heisst es u. A. « … Bisher ist es kaum gelungen, den Platz zu beleben und die Aufenthaltsqualität so zu gestalten, dass der Platz zum Begegnungsort wird. Die wenigen Geschäfte sind, mit Ausnahme des Coop, eher schlecht frequentiert und der Platz selber wird wenig genutzt … Ziel dabei ist es, dass der Laden «Täglichbrot» zum Quartiertreffpunkt wird, Begegnungsmöglichkeiten bietet und somit die Aufenthaltsqualität am Friesenbergplatz erhöht.» Wir freuen uns sehr!
Ein neues, überarbeitetes Gesuch wird bei der FGZ eingereicht. Die Initialkosten konnten um CHF 10’000.– reduziert werden.
Im Rahmen einer Konsultativabstimmung heisst die FGZ-GV vom 17.6.19 mit einer Zweidrittelmehrheit unser Projekt gut. Sie votiert dafür, dass die Familienheim-Genossenschaft den Verein Täglichbrot am Friesenberg als Ladenmieter für den gemeinschaftlichen Bäckereiladen im neuen Zentrum finanziell unterstützten solle. In die Annalen eingehen wird das witzige Gedicht im Stile einer Schnitzelbank, das «Bread-Poet» Nik vor der Abstimmung vorträgt und damit die Situation treffend und mit erfrischendem Charme auf den Punkt bringt.
An der 1. Mitgliederversammlung des Vereins «Täglichbrot am Friesenberg» vom 16. April 2019 spricht sich die grosse Mehrheit der Anwesenden dafür aus, das Projekt der GV der FGZ konsultativ zur Abstimmung vorzulegen. Mit einem Flyer wird für das Projekt und dessen Unterstützung durch die FGZ geworben.
Die FGZ lehnt in ihrem Schreiben vom 28. März 2019 unser Projekt rundwegs ab. Die Kosten seien zu hoch, bzw. der Nutzen für die Belebung des Platzes zu klein und auch die Nachhaltigkeit sei nicht gegeben. Ausserdem gäbe ja schon gutes Brot zu kaufen …
Von Anfang an war klar: Ein Bäckereiladen ist keine Goldgrube. Das Projekt basiert auf freiwilliger Arbeit von QuartierbewohnerInnen. Zumindest in der Anfangsphase wäre es auf Unterstützung durch die FGZ angewiesen. Damit das Projekt finanziell funktioniert, muss das Ladenlokal dem Verein zu günstigen Konditionen zur Verfügung stehen. Auch für die Finanzierung der Anfangsinvestitionen, wie zum Beispiel den Innenausbau des Ladens, ist der Verein auf die FGZ angewiesen. Ende Januar 2019 wird bei der FGZ ein Gesuch um Unterstützung des Projekts eingereicht.
Businessplan und Finanzplan werden erstellt. Damit sollen mögliche Perspektiven über die nächsten 5 Jahre in zwei Szenarien aufzeigt werden. Damit das Potential und die Chancen möglichst verlässlich prognostiziert werden können, wird im Januar 2019 eine Marktstudie erstellt. Während einer Woche werden zu verschiedenen Tageszeiten die Besucherströme gemessen und analysiert und die Kunden des Coop zu ihren Einkaufsgewohnheiten und ihrer Meinung zum geplanten Bäckereiladen, den Präferenzen hinsichtlich Brot oder Öffnungszeiten befragt.
Am 2. November 2018 findet die Gründungsversammlung des «Verein Täglichbrot am Friesenberg» statt. Mit einem Flyer im ganzen Quartier und auf der Website wird das Projekt und die Idee vorgestellt und zum Mitmachen aufgerufen. Das Echo ist überwältigend: Schon nach wenigen Wochen hat der Verein rund 200 Mitglieder – darunter über 80 Personen, die sich bereit erklären, unentgeltlich einen halben Tag pro Monat im gemeinschaftlichen Bäckereiladen Brot zu verkaufen. Viele QuartierbewohnerInnen unterstützen das Projekt auch als Passivmitglieder. Auch rund 30 Jugendliche möchten als Juniormitglieder mithelfen – zum Beispiel beim Ausfahren von bestelltem Zopf und Gipfeli am Samstag morgen.
Die Idee ist ist einfach: Freiwillige betreiben in einem der Ladenlokale am Friesenbergplatz einen Bäckereiladen und führen verschieden soziokulturelle Aktivitäten rund um’s Backen und Brot durch. Das Brot für den Laden soll eine noch zu bestimmende Bäckerei liefern. Damit sollen 3 Ziele verfolgt werden:
- Der Platz wird belebt und zu einem persönlichen Einkaufsort – davon profitieren auch die anderen Mieter.
- Das Quartier erhält die ersehnte Bäckerei – und die FGZ eine sinnvolle Nutzung.
- Und last, but not least soll mit diesem Projekt, bei dem Alt und Jung gemeinsam etwas zum Wohle aller auf die Beine stellen, der Gemeinsinn und die Identifizierung mit dem Quartier gestärkt werden.
Wenn ein Verein von QuartierbewohnerInnen das Projekt trägt, wird die Identifikation mit dem Projekt rasch für einen Mindestumsatz sorgen – die Vereinsmitglieder und bestimmt auch ihre Nachbarn und Bekannten kaufen ihr Brot in der Bäckerei ein. Andererseits werden die nötigen Investitionskosten und das damit verbundene finanzielle Risiko durch die Freiwilligenarbeit bis zum Erreichen des Break-even auf ein Minimum reduziert. Das Ziel wäre, innerhalb eines Zeitrahmens von ein paar Jahren die Bäckerei so zu entwickeln, dass sie sich selbst trägt.
An einem lauen Oktoberabend treffen sich Klaus und Peter am Friesenbergplatz und diskutieren nach etwas Kunstbetrachtung – die neue Skulptur von Lutz & Guggisberg (mit Baguette) wurde vor kurzem eingeweiht – die Situation. Trotz grosser Anstrengungen konnte noch keine Bäckerei für das Zentrum gefunden werden. Zwar ist unterdessen hinter abgeklebten Scheiben Leben auszumachen: Im neuen Pole-Dance-Studio winden sich Damen dekorativ um Eisenstangen. Aber unter einem «lebendigen» Quartierzentrum stellen sich die beiden eigentlich etwas Anderes vor. Noch auf dem Heimweg entsteht die Idee: Eine Bäckerei als Gemeinschaftsprojekt – vom Quartier, für’s Quartier – das Potential müsste doch eigentlich vorhanden sein!
Am 9. Dezember 2017 wurde der erste Teil des neuen Quartierzentrums Friesenberg mit Coopfiliale, Pizzeria und Metzgerei eröffnet. Doch auch im Sommer 2018 «tötelt» es noch immer auf dem Platz! Trotz grosser Kampagne einer Immobilienfirma stehen noch Ladenlokale leer. Der Detailhandel darbt und die Vermietung gestaltet sich schwierig. Offenbar wurden über 60 Bäckereien angefragt – und keine einzige konnte dazu bewegt werden, hier einen Bäckereiladen zu eröffnen, wie es von Anfang an von der Bauträgerin FGZ geplant war.